»DigiPeC« forscht an der Optimierung öffentlicher Großprojekte

31 August 2021

Nicht nur spektakuläre Einzelfälle wie die mehrjährige Verschiebung der Eröffnung des Berliner Flughafens machen deutlich, wie wichtig die Steuerung von komplexen Projekten an der Schnittstelle zwischen Staat und der zuliefernden Privatwirtschaft ist. Auch bei Rüstungsprojekten treten häufig massive Kosten- und Zeitüberschreitungen auf. Das Forschungsvorhaben »DigiPeC« (Digital Performance Contracting Competence Center) des dtec.bw adressiert öffentliche Großvorhaben und will im Ergebnis die Zielsysteme von Auftraggebern und Auftragnehmern durch anreizorientierte Verträge und risikobasierte Steuerung so abstimmen, dass die Großprojekte dauerhaft erfolgreicher beschafft und betrieben werden können.

Ausgangspunkt des Projekts ist die Hypothese, dass innovative Formen der Projektsteuerung existieren, welche unter Einsatz moderner digitaler Technologien zu einem verbesserten Management öffentlicher Großprojekte führen. Innovative Formen des Projektmanagements bedeuten hier insbesondere die probabilistische Risikoanalyse und die Überführung der Ergebnisse in Anreizstrukturen für die Auftragnehmer. Die Angleichung der Zielsysteme zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ist hier einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. Die Nutzung und Kombination zeitgemäßer digitaler Technologien (Stichworte sind »Smart Contract« und »Digital Twin«) ermöglicht deren stringente Umsetzung und insgesamt eine risikobasierte Steuerung von Auftragnehmer durch Auftraggeber.

Um dieses Konzept vertieft zu erforschen und die Implementierung zu ermöglichen, haben sich in einem Forschungskonsortium vier Professuren der Universität der Bundeswehr München zum Projekt »Digital Peformance Contracting Competence Center«, kurz »DigiPeC«, zusammengeschlossen. Die Kompetenzen aus den vier Bereichen Beschaffung und Betrieb, Betriebswirtschaft, Bauwirtschaft, Vergaberecht und Rüstungsmanagement werden gebündelt. Dabei soll das Projekt nicht nur konzeptionell das Thema untersuchen, sondern ist insbesondere hinsichtlich der Implementierung und der Vermittlung ausgerichtet. So kann man die Kernergebnisse prägnant mit »Knowledge-Pool« und »Software-Tool« umschreiben.

Knowledge-Pool: Das Forschungsvorhaben versteht Großprojekte als ein komplexes Geflecht von Informationsasymmetrien. Ein solches Geflecht lässt sich durch einen einzelnen Akteur (z. B. öffentlicher Auftraggeber) im Detail nicht mehr überblicken. Ganz im Gegenteil müssen die anderen Akteure (z. B. Auftragnehmer von Gewerken) einen Informationsvorteil haben, denn sie stellen ihr Produkt her und haben dazu die technische Expertise.  In so einem Fall, soll der Auftraggeber versuchen, sein Zielsystem zum Zielsystem der anderen Akteure zu machen. Anreizorientierte Verträge (»Performance Based Contracts«) sind genau ein solches Instrument, in dem der Auftraggeber Kosten- und Leistungsziele definiert und diese mit einem Bonus-Malus-System versieht.  »DigiPeC« wird diesen Themenkomplex strukturieren und einen Gesamtplan für anreizbasiertes Großprojektmanagement entwerfen. Im Knowledge-Pool, der auch ein Vorzeigelabor (»Show-Room«) enthält, sollen alle Phasen anzreizorientierter Verträge und ihre Inhalte für Praktiker erlebbar gemacht werden. Darin sollen auch Planungsrunden für bevorstehende Großvorhaben durchgeführt werden.

Software-Pool: Das Planungsinstrument für das anreizbasierte Großprojektmanagement stellt eine Software dar, welche zusammen mit einem forschenden Unternehmen entwickelt wird. Die Software stellt den Rahmen für die Dateneingabe (Import) und Analyse zur Verfügung, ist aber gleichzeitig die Basis für den digitalen Zwilling im Großprojektmanagement. Die Software soll zudem befähigt sein einen »Smart Contract« abzubilden oder einzubetten.

Das Projekt beinhaltet explizit die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis, dazu werden zwei Use Cases aus den Bereichen Bauwirtschaft und Rüstung gemeinsam mit Vertreter/innen öffentlicher Auftraggeber entwickelt. Insgesamt sollen die Ergebnisse skalierbar sein und damit auch für weitere öffentliche Auftraggeber von Interesse sein, um Großprojekte künftig zu optimieren.


Dieser Artikel ist ein Auszug eines längeren Artikels aus dem »Behörden Spiegel Juni 2021« (Seite 8).


Mehr Informationen finden Sie auf der Projektseite »DigiPeC« >


Ansprechpersonen:

Univ.-Prof. Dr. techn. Philip Sander
Universität der Bundeswehr München
Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften
Institut für Projektmanagement und Bauwirtschaft
Tel.: +49 89 6004-7620
E-Mail: philip.sander@unibw.de

Univ.-Prof. Dr. Michael Eßig
Universität der Bundeswehr München
Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften
Institut für Management marktorientierter Wertschöpfungsketten
Tel.: +49 89 6004-4220
E-Mail: michael.essig@unibw.de

PD Dr. Andreas Glas
Universität der Bundeswehr München
Wirtschafts- und Organisationswissenschaften
Institut für Management marktorientierter Wertschöpfungsketten
Tel.: +49 89 6004-4219
Mail: andreas.glas@unibw.de

 

André Maier
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dtec.bw
Tel.: +49 89 6004-4506
E-Mail: andre.maier@unibw.de


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